Andreas Maresch im systemischen Beratungsgespräch
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Was steckt hinter dem Wort „Systemisch“

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Die verborgene Kraft hinter dem Begriff „systemisch“

Vielleicht hast du das Wort „systemisch“ schon öfter gehört – in Zusammenhang mit Therapie, Coaching oder Beratung. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem Begriff, der in den letzten Jahren immer populärer geworden ist? Handelt es sich um einen Modebegriff oder steckt mehr dahinter?

Die Wahrheit ist: Systemisches Denken ist eine revolutionäre Art, auf Menschen, Probleme und Lösungen zu schauen – eine Perspektive, die dein Leben grundlegend verändern kann, wenn du sie verstehst und anwendest.

Mehr als nur ein Wort: Die Wurzeln des systemischen Denkens

Das Wort „systemisch“ leitet sich vom Begriff „System“ ab – einer Gesamtheit von Elementen, die miteinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Denke an eine Familie, ein Team, eine Organisation oder sogar an deine eigene Psyche – all das sind Systeme.

Wichtig zu wissen: „Systemisch“ ist nicht dasselbe wie „systematisch“. Während „systematisch“ für „planmäßig, Schritt für Schritt“ steht, bedeutet „systemisch“ so viel wie „das ganze System betreffend“. Dieser Unterschied ist entscheidend.

Die systemische Denkweise entwickelte sich aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen:

  • Der Systemtheorie, die komplexe Wechselwirkungen untersucht
  • Der Kybernetik, die Steuerungsprozesse in Systemen erforscht
  • Der Kommunikationstheorie, die sich mit Mustern des Austauschs beschäftigt
  • Der Konstruktivismus-Theorie, die besagt, dass wir unsere Wirklichkeit aktiv erschaffen

Der Perspektivwechsel: Vom Einzelnen zum Beziehungsgeflecht

Der systemische Ansatz vollzieht einen radikalen Perspektivwechsel. Statt zu fragen: „Was stimmt mit dieser Person nicht?“, fragt er: „In welchem Kontext tritt dieses Verhalten auf? Welche Beziehungen und Muster spielen hier eine Rolle?“

Dieser Wechsel hat tiefgreifende Konsequenzen:

  1. Probleme werden zu Signalen des Systems: Deine Schlaflosigkeit ist vielleicht nicht einfach „dein Problem“, sondern ein Signal für ein Ungleichgewicht in deinem Lebens- oder Arbeitssystem.
  2. Schuldfragen werden überflüssig: Statt einen „Schuldigen“ zu suchen, betrachten wir Muster und Wechselwirkungen.
  3. Neue Lösungswege öffnen sich: Wenn wir verstehen, dass Probleme in Beziehungen entstehen, können wir auch dort ansetzen, um sie zu lösen.

Die systemische Haltung: Ein neuer Blick auf die Welt

Systemisch zu arbeiten bedeutet weit mehr als nur bestimmte Methoden anzuwenden. Es ist eine Haltung, die von folgenden Prinzipien geprägt ist:

  • Neugier statt Schnellurteile: Systemiker begegnen Menschen und Situationen mit echtem Interesse und ohne vorschnelle Bewertungen.
  • Mehrperspektivität: Es gibt nicht die eine „richtige“ Sicht, sondern viele gleichwertige Perspektiven auf eine Situation.
  • Ressourcen- und Lösungsorientierung: Der Fokus liegt nicht auf Problemen und Defiziten, sondern auf Stärken und möglichen nächsten Schritten.
  • Respekt vor der inneren Logik: Jedes Verhalten, selbst ein scheinbar „problematisches“, hat in einem bestimmten Kontext einen Sinn und eine Funktion.

Diese Haltung verändert nicht nur, wie wir auf Probleme schauen, sondern auch, wie wir mit Menschen umgehen – mit mehr Respekt, Offenheit und echtem Interesse.

Systemisch in der Praxis: Wie wirkt dieser Ansatz?

In der systemischen Beratung und Therapie zeigt sich die Kraft dieses Ansatzes besonders deutlich:

  • Eine Frau mit Burnout-Symptomen entdeckt, dass ihr „Funktionieren-Müssen“ ein Muster ist, das seit Generationen in ihrer Familie weitergegeben wird.
  • Ein Team, das unter Konflikten leidet, erkennt, dass diese nicht an „schwierigen Persönlichkeiten“ liegen, sondern an unklaren Strukturen und Kommunikationsregeln.
  • Ein Kind mit Verhaltensauffälligkeiten wird nicht als „Problem“ betrachtet, sondern seine Symptome werden als Ausdruck familiärer Spannungen verstanden.

Die systemische Arbeit nutzt dabei spezielle Methoden:

  • Zirkuläres Fragen: „Was glaubst du, würde dein Partner sagen, warum ihr immer wieder in diesen Konflikt geratet?“
  • Reframing: Eine neue, positive Deutung für ein Verhalten finden – z.B. „Dein ‚Kontrollzwang‘ zeigt, wie verantwortungsbewusst du bist.“
  • Aufstellungsarbeit: Beziehungsmuster werden räumlich dargestellt und erlebbar gemacht.
  • Skalierungsfragen: „Auf einer Skala von 1-10, wie zuversichtlich bist du, dass ihr dieses Problem lösen könnt?“

Das systemische Tool: Die Wunderfrage

Eine der kraftvollsten systemischen Methoden ist die sogenannte „Wunderfrage“. Sie hilft dir, aus festgefahrenen Denkmustern auszubrechen und neue Perspektiven zu entdecken:

Die Übung:

  1. Setze dich bequem hin und schließe für einen Moment die Augen.
  2. Stelle dir vor: Heute Nacht, während du schläfst, geschieht ein Wunder. Das Problem, das dich beschäftigt, ist plötzlich gelöst. Da du geschlafen hast, weißt du nicht, dass dieses Wunder geschehen ist.
  3. Wenn du morgen aufwachst: Woran würdest du als Erstes merken, dass dieses Wunder geschehen ist? Was wäre anders?
    • Was würdest du anders tun?
    • Wie würden andere auf dich reagieren?
    • Was würdest du stattdessen fühlen?
    • Welche kleinen Veränderungen würden dir auffallen?
  4. Notiere dir alle Antworten, die dir in den Sinn kommen.
  5. Frage dich nun: Welche dieser kleinen Veränderungen könntest du – auch ohne Wunder – bereits morgen umsetzen?

Diese Übung wirkt, weil sie deinen Fokus von Problemen auf Lösungen lenkt und dir zeigt, dass kleine Veränderungen oft große Wirkung haben können. Sie macht deutlich, dass du selbst Teil des Systems bist und durch deine Veränderung das gesamte System beeinflussen kannst.

Systemisch denken im Alltag: Deine 7-Tage-Challenge

Möchtest du systemisches Denken in deinen Alltag integrieren? Hier ist eine kleine 7-Tage-Challenge, die dir dabei hilft:

Tag 1: Beobachte Muster

Achte heute bewusst auf wiederkehrende Interaktionsmuster in deinen Beziehungen. Gibt es Gespräche, die immer gleich verlaufen? Konflikte, die sich wiederholen?

Tag 2: Wechsle die Perspektive

Wähle eine Situation, die dich belastet, und versuche, sie aus der Sicht aller Beteiligten zu betrachten. Was könnte deren Motivation sein?

Tag 3: Erkenne Kreisläufe

Identifiziere einen Teufelskreis in deinem Leben: Wie reagierst du auf etwas, wie reagieren andere darauf, wie reagierst du wiederum darauf?

Tag 4: Experimentiere mit Veränderung

Ändere heute bewusst dein Verhalten in einer wiederkehrenden Situation. Was passiert im System um dich herum?

Tag 5: Erforsche Ressourcen

Frage dich: Welche Stärken und Ressourcen hast du oder haben die Menschen um dich herum, die bisher ungenutzt geblieben sind?

Tag 6: Betrachte Kontexte

Überlege, wie verschiedene Kontexte (Familie, Arbeit, Freundeskreis) dein Verhalten beeinflussen. Bist du überall dieselbe Person?

Tag 7: Reflektiere das Ganze

Schreibe auf, welche neuen Erkenntnisse du durch diese systemische Woche gewonnen hast. Was hat sich verändert?

Führe ein kleines Tagebuch zu dieser Challenge und beobachte, wie sich deine Wahrnehmung und vielleicht sogar deine Beziehungen verändern.

Warum systemisches Denken dein Leben verändern kann

Systemisches Denken ist weit mehr als ein theoretisches Konzept – es ist eine praktische Lebenshilfe:

  • Es befreit dich von der Last, alles allein lösen zu müssen, indem es zeigt, dass Probleme in Beziehungen entstehen und auch dort gelöst werden können.
  • Es eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten, wo du vorher nur Sackgassen gesehen hast.
  • Es hilft dir, mit mehr Verständnis und weniger Urteil auf dich selbst und andere zu schauen.
  • Es macht deutlich, dass kleine Veränderungen große Wirkung haben können – du musst nicht das ganze System umkrempeln, um etwas zu bewegen.

Systemisches Denken lehrt uns letztlich, dass wir alle miteinander verbunden sind – und dass in dieser Verbundenheit sowohl die Ursache vieler Probleme als auch der Schlüssel zu ihrer Lösung liegt.

Dein nächster Schritt in die systemische Welt

Wenn du mehr über systemisches Denken erfahren und erleben möchtest, wie dieser Ansatz dir bei deinen persönlichen oder beruflichen Herausforderungen helfen kann, lade ich dich herzlich zu einem unverbindlichen Erstgespräch ein.

In diesem Gespräch erkunden wir gemeinsam, welche Muster und Dynamiken in deinem Leben wirksam sind und wie du sie nutzen kannst, um positive Veränderungen anzustoßen. Manchmal reicht schon ein kleiner Perspektivwechsel, um große Veränderungen in Gang zu setzen.

Nimm noch heute Kontakt auf und entdecke die Kraft des systemischen Denkens für dein Leben – denn wenn du das System verstehst, kannst du es auch verändern.

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